Neurootologie: Neues zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen Conferences bestehen, ist eine spezifische Therapie noch möglich und hat häufig eine gute Prognose. Gerade bei chronischem Schwindel sind die Möglichkeiten der medikamentösen Beeinflussung allerdings limitiert. Physiotherapeutische Schwindelübungen können hier bei vielen Schwindelerkrankungen hilfreich sein. Diese Schwindelübungen sind in ihrer Ausführung häufig sehr variabel, beinhalten aber immer Blickstabilisationsübungen, Übungen zur Reduktion der visuellen und somatosensorischen Abhängigkeit, Übungen zur Otholithen-Rekalibration und Blickfolgeübungen. Zentral-vestibulärer Schwindel Unter zentralen Ursachen für Schwindel versteht man eine Schädigung von Hirnarealen, die für die Verarbeitung und Aufrechterhaltung von Gleichgewicht zuständig sind. Häufigste Ursache sind ischämische Schlaganfälle oder Blutungen im Bereich des Hirnstamms und des Kleinhirns. Aber auch entzündliche Läsionen durch Multiple Sklerose oder Kleinhirndegeneration, Demenzen, Tumoren oder eine Enzephalitis können zu einem zentral-vestibulären Schwindel führen. Nur in sehr seltenen Fällen sind hierbei die Symptome der Patienten in der klinischen Untersuchung auf den Schwindel beschränkt. Häufig zeigen sich weitere fokal-neurologische Ausfälle wie Augenbewegungsstörungen (Blickrichtungs-, Up- oder Downbeat Nystagmus), Arm- oder Beinataxie oder Sprech- und Schluckstörungen [3]. Systematisch untersucht wurde die Wirkung von vestibulärem Rehabilitationstraining für Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma, zerebellären Erkrankungen inklusive Ischämien, Multipler Sklerose und Parkinson-Syndrom [4]. Für medikamentös-supportive Maßnahmen gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz, und sie können deshalb nicht allgemein empfohlen werden. Neuritis vestibularis und residuelles peripher-vestibuläres Defizit Bei fehlerhafter zentral-vestibulärer Kompensation oder unzureichender Erholung eines Gleichgewichtsorgans kann es zu einem persistierenden residuellen peripher-vestibulären Defizit kommen. Häufig ist dies die Folge einer unerkannten oder nicht behandelten Neuritis vestibularis, langjährigem Verlauf eines M. Menière oder eines Traumas oder einer Operation. Die Patienten klagen häufig über einen permanenten Schwankschwindel mit Gangunsicherheit, der fast ausschließlich in Bewegung auftritt und im Liegen und Sitzen nicht oder kaum vorhanden ist. Ein beidseits pathologischer Kopfimpulstest und/oder eine fehlende vestibuläre Erregbarkeit in der kalorischen Testung sind diagnostisch wegweisend. Durch konsequentes Gang- und Gleichgewichtstraining (wie oben beschrieben) kommt es vielfach zu einer Besserung der Gangunsicherheit [5]. Somatoformer Schwindel Somatoformer Schwindel (Synonyme/Unterformen: phobischer Schwankschwindel, funktioneller Schwindel, persistenter postural-perzeptioneller Schwindel) kann durch unterschiedliche Erkrankungen bedingt sein, wie Angsterkrankungen, Panikstörungen und Phobien (z. B. soziale Phobie oder Agoraphobie), depressive Erkrankungen und Burnout-Syndrom, dissoziative Störungen, somatoforme Störungen, Anpassungsstörungen (Reaktionen auf schwere Lebensbelastungen) oder Depersonalisationssyndrome. Häufig kommt es auch in Folge einer ursprünglich organischen Schwindelerkrankung wie dem M. Menière, der vestibulären Migräne oder einer Neuritis vestibularis zur Entwicklung eines somatoformen Schwindels. 12
Neurootologie: Neues zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen Somatoforme Schwindelformen stellen in der Altersgruppe zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr die häufigste Ursache für Schwindel überhaupt dar, mit einem Anteil von 22 %−26 % in spezialisierten Schwindelambulanzen [6]. Die häufigsten psychiatrischen Begleiterkrankungen lassen sich bereits im initialen Gespräch vermuten und im Falle von Angststörungen, Panik attacken und Phobien auch unabhängig vom Schwindel erfragen (Agoraphobie, soziale Phobie oder Claustrophobie). Die Therapie richtet sich selbstverständlich nach dem zugrundeliegenden Auslöser. Bei Verdacht auf eine schwerwiegende psychosomatische Grunderkrankung sollte eine psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung so schnell wie möglich angestrebt werden. In Abhängigkeit von der Ausprägung der Symptomatik kann eine supportive antidepressive, Angst behandelnde Therapie z. B. mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI; z. B. Citalopram 20 mg tgl.) ergänzt werden. Eine verhaltenstherapeutische Intervention ersetzen kann dies aber nicht [6,7]. Priv.-Doz. Dr. med. Mark Obermann m.obermann@asklepios.com somatosensorischen Abhängigkeit, Übungen zur Otholithen-Rekalibration und Blickfolgeübungen in Ruhe und Bewegung [8,9]. Hierbei erhöht sich der Schwierigkeitsgrad der Übungen sukzessive. Zunächst werden die Übungen im Sitzen, dann im Die multimodale Schwindeltherapie umfasst sowohl physiotherapeutisches Training als auch psychologische Behandlung. Multimodale Schwindeltherapie Die multimodale Schwindeltherapie umfasst für alle Patienten sowohl das physiotherapeutische Training als auch die psychologische Behandlung mit Elementen aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Das physiotherapeutische Training beinhaltet entsprechend der aktuellen Studienlage zur vestibulären Rehabilitation: Blickstabilisationsübungen, Übungen zur Reduktion der visuellen und Stehen, danach im Gehen und als höchster Schwierigkeitsgrad auf unebenem Boden durchgeführt. Die Übungen sollten von einem erfahrenen Physiotherapeuten angeleitet werden und müssen vom Patienten konsequent auch zu Hause täglich weiter durchgeführt werden, um nach oftmals mehreren Wochen oder Monaten zu einer Besserung zu führen . Neben der ausführlichen Aufklärung über die Erkrankung orientiert sich die psychologische Arbeit an der Behandlung von Phobien mit Mitteln der Conferences 13
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