Neurootologie: Neues zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen Conferences kognitiven Verhaltenstherapie und hier insbesondere einer systematischen Desensibilisierung [10]. Die Schwindelbehandlung erfolgt in vier Schritten: 1. Aufbau einer Angsthierarchie: Mit den Betroffenen werden Alltagssituationen gesammelt, die geeignet sind, Angst vor Schwindel auszulösen. In einem zweiten Schritt werden diese Situationen entsprechend ihrer Reizstärke hierarchisiert und von 0 bis 100 skaliert. 2. Erlernen von Entspannungstechniken: Die Patienten erlernen die Progressive Muskelrelaxation (PMR). 3. Allmähliche Milderung der Ängste mit gleichzeitiger Entspannung: Zu Beginn der Sitzung wird die PMR durchgeführt. Dann stellen die Teilnehmer sich die Angstsituationen in einem Stuhl in sensu (in der Vorstellung) solange vor, bis ihr Inhalt vollständig angstfrei erlebt wird (in der Regel 2-4-mal). Dabei werden sie angeleitet, das Vorgestellte wie einen Film zu sehen, den sie verlangsamen, anhalten, vor- und zurückspulen können. Man startet dabei mit der am wenigsten ängstigenden Situation. Bei aufkommender Angst wird der Patient wieder in einen entspannten Zustand geführt. Dazu können vorab Zeichen oder Rückzugsräume zur Wiederentspannung vereinbart werden. Wird die Situation angstfrei bewältigt, geht man zur nächsten Stufe über bis zur direkten Konfrontation mit der angstauslösendsten 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Baseline Situation. Auf diese Weise wird die gesamte Hierarchie abgearbeitet. 4. Anwendung auf die Realität: Abschließend wendet der Patient das Erlernte auf reale Stimuli im Alltag an. Dies fördert ein realistisches Erleben der Angstsituationen. Im Vergleich zur normalen ambulanten Therapie mit Aufklärungsgespräch und ggf. dem Mitgeben von Heimübungen oder Übungsanleitungsblättern zeigt die multimodale Therapie eine deutliche Überlegenheit (Abbildung 1). So verbesserte sich der Dizziness Handicap Inventory (DHI) als Marker für die Beeinträchtigung des Patienten in der Durchführung von alltäglichen Dingen bei 234 Patienten um insgesamt 35,3 % (18 Punkte), was Dizziness Handycap Inventory (DHI) -14 (29,2 %) Ambulant (1 Tag) Follow-up 2 Jahre p
Neurootologie: Neues zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen nicht nur eine statistisch bedeutsame, sondern auch eine klinisch relevante Verbesserung darstellt. Fazit Schwindel-Erkrankungen ge hören zu den häufigsten Erkrankungen in der Medizin überhaupt und stellen eine große diagnostische und besondere therapeutische Herausforderung dar. Die differenzialdiagnostische Einschätzung sollte immer sorgfältig erfolgen, denn hiernach richtet sich das spätere Behandlungskonzept. Besonders bei chronischen Schwindelerkrankungen sollte in verstärktem Maße auf die körperlichen und psychischen Aspekte der Erkrankung im Sinne eines multimodalen Behandlungskonzeptes eingegangen werden, um einen möglichst großen Therapieerfolg zu erzielen. Literatur 1. Neuhauser HK, Radtke A, von Brevern M, Lezius F, Feldmann M, Lempert T. Burden of dizziness and vertigo in the community. Arch Intern Med. 2008; 168(19): 2118−24. 2. Neuhauser HK, von Brevern M, Radtke A, Lezius F, Feldmann M, Ziese T, et al. Epidemiology of vestibular vertigo: a neurotologic survey of the general population. Neurology. 2005; 65(6): 898−904. 3. Kattah JC, Talkad AV, Wang DZ, Hsieh YH, Newman-Toker DE. HINTS to diagnose stroke in the acute vestibular syndrome: three-step bedside oculomotor examination more sensitive than early MRI diffusion-weighted imaging. Stroke. 2009;40(11):3504−10. 4. Alrwaily M, Whitney SL. Vestibular rehabilitation of older adults with dizziness. Otolaryngologic clinics of North America. 2011; 44(2): 473−96, x. 5. Zingler VC, Weintz E, Jahn K, Mike A, Huppert D, Rettinger N, et al. Follow-up of vestibular function in bilateral vestibulopathy. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2008; 79(3): 284−8. 6. Strupp M, Glaser M, Karch C, Rettinger N, Dieterich M, Brandt T. [The most common form of dizziness in middle age: phobic postural vertigo]. Nervenarzt. 2003; 74(10): 911−4. 7. Huppert D, Strupp M, Rettinger N, Hecht J, Brandt T. Phobic postural vertigo – a long-term follow-up (5 to 15 years) of 106 patients. J Neurol. 2005; 252(5): 564−9. 8. Hillier SL, McDonnell M. Vestibular rehabilitation for unilateral peripheral vestibular dysfunction. Clinical otolaryngology: official journal of ENT-UK; official journal of Netherlands Society for Oto-Rhino-Laryngology & Cervico-Facial Surgery. 2011; 36(3): 248−9. 9. Brown KE, Whitney SL, Marchetti GF, Wrisley DM, Furman JM. Physical therapy for central vestibular dysfunction. Archives of physical medicine and rehabilitation. 2006; 87(1): 76−81. 10. Holmberg J, Tjernstrom F, Karlberg M, Fransson PA, Magnusson M. Reduced postural differences between phobic postural vertigo patients and healthy subjects during a postural threat. J Neurol. 2009; 256(8): 1258−62. Welchen Effekt hat physiotherapeutisches Schwindeltraining zur Behandlung von peripher-vestibulären Störungen? 1. Durch die repetitiven Bewegungen kommt es zu einem Gewöhnungseffekt im Sinne einer Habituation und dadurch Verminderung der Gleichgewichtsstörung. 2. Die Haarzellen des Gleichgewichtsorgans erholen sich durch die Übungen wieder und erlangen einen Teil ihrer Funktion zurück. 3. Gezieltes Training des Gleichgewichtssystems führt zu einer zentral-vestibulären Kompensation durch das Gehirn und somit zu einer Besserung der Gleichgewichtsstörung. Die Lösung finden Sie auf Seite 78. Conferences 15
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