DGPPN-Kongress 2015 Der psychischen Gesundheit eine Stimme geben Unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt − Versorgung neu denken“ fand vom 25. bis 28. November 2015 der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2015 in Berlin statt. Unter der Kongress-Präsidentschaft von Dr. med. Iris Hauth, Präsidentin der DGPPN, standen rund 650 Einzelveranstaltungen auf dem wissenschaftlichen Programm, mehr als 1.600 Referentinnen und Referenten, darunter hochkarätige internationale Keynote Speaker, waren aktiv dabei. DGPPN-Kongress 2015 Conferences Besondere Veranstaltungen, Plenarvorträge, Lectures, State-of-the-Art-Symposien, ein Schwerpunkt Hausarztpraxis, Gesundheitspolitische - und Diskussionsforen, Pro-con-Debatten, freie Vorträge, Posterpräsentationen und Workshops boten im Rahmen dieses Kongresses ein vielfältiges Programm, ergänzt durch Kunst-Ausstellungen, Filmvorführungen, Autorentische und Präsentationen fördernder Industrieunternehmen. Der Kongress griff alle relevanten psychischen Störungen auf und beschäftigte sich intensiv mit biologischen, psychotherapeutischen und sozialpsychiatrischen Inhalten. Zukunftsweisende Forschungsergebnisse Neben der breiten Palette unmittelbar praxisrelevanter Fragen der Diagnostik, Therapie und Versorgung psychischer Erkrankungen gaben deutsche und internationale Expertinnen und Experten Einblick in den aktuellen Stand der Forschung und zeigten zukunftsweisende Perspektiven, die bei geeigneten Rahmenbedingungen zu einer noch besseren Patientenversorgung führen werden. Diesbezüglich besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen wurden mit einer Reihe von Forschungspreisen der DGPPN ausgezeichnet. Eine der Preisträgerinnen des DGPPN-Forschungspreises 2015 ist Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Katharina Domschke M.A. (USA), Würzburg. Sie erhielt den Preis zur Erforschung von psychischen Erkrankungen 2015 für aktuelle Forschungsergebnisse zu (epi)genetischen Biomarkern, die im Zusammenspiel mit Umweltfaktoren zur gezielten Prävention und individualisierten Behandlung von Angsterkrankungen beitragen könnten. Die Arbeiten von Prof. Dr. med. Anja Schneider, Göttingen, die ebenfalls mit diesem Preis ausgezeichnet wurde, eröffnen einen völlig neuen Ansatzpunkt zur Therapie von Demenzerkrankungen, indem erstmals die Übertragung der Pathologie zwischen Neuronen inhibiert werden könnte, nachdem die zellbiologischen Grundlagen eines wichtigen Aspekts dieser prion-artigen Krankheitsausbreitung aufgeklärt sind. Dritter Preisträger ist Prof. Dr. med. Thomas Nickl-Jockschat, Aachen. Seine Arbeitsgruppe untersucht hirnstrukturelle Auffälligkeiten und analysiert deren molekulare und umweltassoziierte Ursachen von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Autismus-Spektrum-Störungen. Der DGPPN-Preis für pharmakologische Forschung ging an Univ.- Prof. Dr. med. Markus Leweke, Mannheim. Er hat ein grundlegendes Modell zur Rolle des körpereigenen Cannabinoidsystems bei Psychosen entwickelt. Seine Ergebnisse ebnen den Weg zu einem mechanistisch neuen Therapieansatz bei diesen schwerwiegenden Erkrankungen. Mit dem DGPPN-Promotionspreis – Hans-Heimann-Preis 2015, gestiftet von der Servier Deutschland GmbH, wurden drei Tandems von jungen Wissenschaftlern sowie ihren Betreuern geehrt für die besten Dissertationen im Fachgebiet. Doktorandin Dr. rer. med. Francisca Savéria Then, Betreuerin Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, MPH, Leipzig, 52
DGPPN-Kongress 2015 widmete sich in ihrer Promotionsarbeit einem möglichen Schutzfaktor von Demenzerkrankungen: den mentalen Anforderungen im Berufsleben. Es konnte gezeigt werden, dass hohe mentale Anforderungen der beruflichen Tätigkeit – speziell an die verbalen und exekutiven kognitiven Funktionen – das Demenzrisiko senken. Mit der Promotionsarbeit von Doktorandin Dr. rer. nat. Yvonne Bouter, Betreuer Prof. Dr. med. Thomas A. Bayer, Göttingen, steht der Forschung erstmalig ein Tiermodell zur Verfügung, das Aspekte der sporadischen Form der Alzheimer-Erkrankung kausal abbildet – eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Testung neuer Wirkstoffe gegen die Alzheimer-Demenz. In der Dissertation von Doktorandin Dr. rer. medic. Ina Schabram-Viethen, Betreuer Univ.-Prof. Dr. med. Ingo Vernaleken, Aachen, geht es um die neuropsychologischen Korrelate und die Modulation des Dopaminsystems durch genetische Prädisposition und pharmakologische Provokation. Es konnte gezeigt werden, dass das Dopaminsystem durch den Polymorphismus des Transkriptionsfaktors AP-2 und die Modulierung durch Methylphenidat beeinflusst wird. Den DGPPN- Preis für Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie 2015 erhielt Dr. phil. Lars P. Hölzel, Freiburg. Er erforscht, wie sich die Versorgung von Menschen mit Depression optimieren lässt. Hierzu beschäftigt er sich mit Ansätzen zur Verbesserung der hausärztlichen Diagnostik depressiver Störungen und zur Behandlung von Menschen mit Altersdepression im hausärztlichen Setting. Psychiatrie in Deutschland: Viel erreicht , neue Herausforderungen In ihrer Rede zum Kongress, in der Dr. Iris Hauth mehr als 9.000 Teilnehmer in Berlin begrüßen konnte, verwies sie auf einen denkwürdigen Jahrestag. Genau am Tag des Kongressauftaktes vor Dr. med. Iris Hauth i.hauth@alexianer.de DGPPN Kongresspräsidentin 40 Jahren überreichte die Sachverständigenkommission der Psychiatrie-Enquête ihren Abschlussbericht dem damaligen Bundesminster. Der Bericht sei zur Basis von enormen Fortschritten in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen, in der Grundlagenforschung, in der Diagnostik und Therapie, bei Selbstbestimmung und Teilhabe der Patienten geworden, konstatierte die DGPPN-Präsidentin. Aber trotz vieler positiver Entwicklungen bei der Versorgung, in der Forschung, bei der Imageentwicklung der Fachrichtung und bei der Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung der Psychiater seien psychische Erkrankungen gegenwärtig noch immer eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung. Nach aktuellen Erhebungen gehören Depressionen, Angsstörungen und andere psychische Krankheitsbilder zu den Hauptursachen von Krankschreibungen bei Berufstätigen in Deutschland und sind mittlerweile auch der häufigste Grund für Frühberentung. Besorgniserregend sei die aktuelle Versorgungslage, die sich nach Meinung der Fachärzte unter den gegenwärtigen Bedingungen (wachsender Versorgungsbedarf, u.a. durch hohe Zuwanderungszahlen, noch fehlende Koordinierung/Vernetzung, unzureichende Bedarfsplanung etc.) noch weiter verschärfen werde. Um psychisch erkrankten Menschen auch in Zukunft qualitativ hochwertige medizinische, therapeutische und soziale Hilfe anbieten zu können, seien neue strukturierte Versorgungsansätze notwendig, führte Dr. Hauth weiter aus. Psychisch erkrankte Menschen finden in vielen Conferences 53
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