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CONNEXI 2016-04 Neurologie

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Relevante Aspekte der

Relevante Aspekte der hausärztlichen Versorgung Schlafmedizin in der Praxis: Allgemeine diagnostische und therapeutische Aspekte Christoph Nissen und Lukas Frase, Freiburg Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Eine sorgfältige schlafbezogene Diagnostik und Therapie kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und das Risiko für mit Schlafstörungen assoziierte psychische und somatische Erkrankungen mindern [1]. Der klinische Algorithmus der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) liefert eine Übersicht über ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen und Hinweise für die Behandlungsplanung (Abbildung 1). Bei erhöhter Tagesmüdigkeit in Kombination mit nächtlichem Schnarchen ist eine ambulante Polygraphie zum Screening eines Schlaf-Apnoe-Syndroms indiziert. Bei abendlichen Missempfindungen oder Unruhegefühl in den Beinen und Besserung bei Bewegung sollte an das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom) gedacht und mögliche Ursachen ausgeschlossen werden, insbesondere eine Nierenfunktionsstörung oder ein Eisenmangel. Bei Vorliegen anderer komplexer Schlafstörungen oder zur Einleitung einer weiterführenden Therapie sollte an ein Schlafmedizinisches Zentrum verwiesen werden. Patient mit nicht erholsamem Schlaf und/oder Schlaf störungen 0 DGPPN-Kongress 2015 1 erhebliche Beeinträchtigung durch Ein- und/oder Durchschlafstörungen und/ oder Tagesschläfrigkeit? 4 5 2 3 Einnahmen ja adäquater ja angepasst ja von schlafstörenden bzw. ja Umsetzung Umgang mit an zirkadianen Abstinenz Wachheit beeinträchtigenden dem Schlaf? Rhythmus? Entwöhnung Substanzen? nein nein 11 nein nein 6 Information Prävention Verhaltenstraining Symptom einer sekundären Schlafstörung durch psychische und/oder organische Erkrankung? nein 8 klinisch diagnostizierbare primäre schlafmedizinische Erkrankung? ja ja 7 Diagnose und Behandlung der Grunderkrankung 9 spezifische Beratung und/oder Behandlung Conferences nein 10 spezifisch schlafmedizinische Behandlung und/oder Therapie Abbildung 1: Der klinische Algorithmus der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) aus der S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ [2]. 56

Relevante Aspekte der hausärztlichen Versorgung Bei anhaltenden Schlafstörungen ohne eine spezifisch erkennbare Ursache ist von einer psychophysiologischen Insomnie auszugehen. Die am besten belegte Behandlung ist die kognitive Verhaltenstherapie. Bei anhaltenden schweren Schlafstörungen können schlafanstoßende Medikamente eingesetzt werden, wobei bei keiner Substanzgruppe ein Wirksamkeitsnachweis für eine Dauerbehandlung vorliegt. Zugelassen zur Behandlung sind insbesondere Benzodiazepine und Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten. Bei guter Kurzzeitwirksamkeit ist zu beachten, dass beide Substanzgruppen mit einem hohen Risiko von Toleranzentwicklung und Abhängigkeit verknüpft sind. Weiterhin oft eingesetzt werden sedierende Antidepressiva sowie nieder potente Antipsychotika, wobei letztere aufgrund ihrer geringen anticholinergen Wirkung insbesondere bei älteren Menschen häufiger Verwendung finden. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist individuell zu treffen. Regelmäßige Untersuchungen, einschließlich Labor und EKG sind notwendig [3]. Prof. Dr. med. Christoph Nissen christoph.nissen@uniklinik-freiburg.de Fazit Die Erweiterung der Allgemeinmedizin hin zu einer vollständigen Betrachtung von Tag und Nacht, die eine sorgfältige Schlafanamnese, Diagnostik und Therapie einschließt, bietet einen Zugangsweg zur Verbesserung von Lebensqualität und Morbidität. Referenzen 1. Riemann D, Nissen C, Palagini L, Otte A, Perlis ML, Spiegelhalder K. The neurobiology, investigation, and treatment of chronic insomnia. Lancet Neurology 2015; 14(5):547–58. 2. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. S3-Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie - Schlafforschung und Schlafmedizin 2009; 13(S1):1–160. 3. Nissen C, Frase L, Hajak G, Wetter TC. Hypnotika – Stand der Forschung. Der Nervenarzt 2014; 85(1):67–76. Dr. med. Lukas Frase lukas.frase@uniklinik-freiburg.de Conferences 57

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