THE GOOD, THE BAD, AND THE UGLY Klinische Auswirkungen des Mikrobioms bei der ANCA-Vaskulitis Andreas Kronbichler, Innsbruck Die Ätiopathogenese, welche zum Auftreten von ANCA-assoziierten Vaskulitiden führt, wird aktuell nur unvollständig verstanden. In den letzten Jahren wurden wesentliche Studien durchgeführt, welche einen genetischen Hintergrund der verschiedenen Entitäten, Granulomatose mit Polyangiitis (GPA, früher Wegenersche Granulomatose), mikroskopische Polyangiitis (MPA) und eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA, früher Churg-Strauss-Syndrom, noch unpubliziert) [1] nahelegt. Zudem wurde ein wesentlicher Einfluss von Umweltfaktoren diskutiert. CONFERENCES So haben Studien gezeigt, dass Rauchen vermutlich vor dem Auftreten einer Vaskulitis „schützt“ [2]. Observationsstudien deuteten auf eine Assoziation mit beruflicher Exposition (v. a. Kieselgel) und Auftreten von Vaskulitis hin [3]. Neben anderen Einflüssen wurde bereits frühzeitig eine Assoziation zwischen nasaler Staphylococcusaureus-Besiedlung und GPA detektiert. Darüber hinaus wurde ein potenzielles molecular mimicry mit Bestandteilen von gramnegativen Bakterien (mit FimbrinH) und dem Auftreten einer Nierenbeteiligung im Rahmen einer Kleingefäßvaskulitis (pauci-immune crescentic necrotizing glomerulonephritis) gezeigt. Im Folgenden werden Staphylococcus-aureus-Besiedlung und molecular mimicry näher betrachtet. Die nasale Staphylococcus-aureus- Besiedlung bei GPA Patienten mit GPA haben zu einem hohen Prozentsatz (in Studien bis zu 90 %) eine Beteiligung im HNO-Bereich [4], wobei sich die Aktivität im Nasenbereich vor allem als Epistaxis, ausgeprägte Verkrustung, Obstruktion mit Störung der Olfaktion sowie Rhinorrhoe bemerkbar macht. Der Einfluss von Staphylo coccus aureus und Rezidivrisiko auf GPA konnte bereits 1994 nachgewiesen wer- 32
THE GOOD, THE BAD, AND THE UGLY den. In einer Arbeit konnten die Autoren zeigen, dass eine chronische Besiedlung (Abbildung 1), die bei immerhin 63 % der Patienten nachgewiesen wurde, ein signifikant höheres Rezidivrisiko in sich birgt verglichen mit denen, die keine Kolonisation hatten [5]. Eine in demselben Zentrum durchgeführte, randomisiert-kontrollierte Studie, welche eine zweijährige antibiotische Therapie mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol in einer therapeutischen Dosis (zwei Tabletten täglich) bei Patienten in Remission gegen Placebo verglich, konnte eine signifikante Reduktion des Rezidivrisikos über einen Beobachtungszeitraum von zwei Jahren zeigen. Während in der aktiven Gruppe lediglich ein Rezidiv im HNO-Bereich beobachtet wurde, hatten in der Kontrollgruppe elf Patienten ein Rezidiv im HNO-Bereich [6]. Weitere Studien bestätigten die deutlich höhere Kolonisationsrate (>60 %) bei Patienten mit GPA verglichen mit einer Normalbevölkerung (ca. 20 %). Die höchste Prävalenz an Staphylococcus-aureus-besiedelten GPA-Patienten konnte in einer Studie aus Norddeutschland gezeigt werden. Von den Untersuchten hatten 72 % eine chronische Besiedlung, wobei 25 % der gesunden Kontrollen und 28 % der Patienten mit chronischer Sinusitis betroffen waren. Zudem konnte gezeigt werden, dass eine Staphylococcusaureus-Besiedlung mit einer höheren Aktivität im Abbildung 1: Besiedlung der Nasenschleimhaut mit Staphylococcus aureus (gelb). Die grampositiven Kokken (gelb) haften dem Schleim (blau) an. Dr. med. Andreas Kronbichler andreas.kronbichler@i-med.ac.at HNO-Bereich zum Zeitpunkt der Diagnose sowie nach Remissionsinduktion assoziiert war und häufiger mit einer Erstmanifestation im oberen Respirationstrakt präsentierten [7]. Eine Studie aus den Niederlanden zeigte, dass Patienten eine reduzierte Antikörperantwort gegenüber diversen Staphylococcus-aureus-Antigenen aufweisen [8]. Eine rezente Studie, welche serielle Nasenabstriche der NORAM- und CYCAZAREM-Studien untersuchte, konnte eine nicht erhöhte Kolonisation bei GPA-Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nachweisen (14,5 % sowie 10,3 %). Es konnte jedoch gezeigt werden, dass eine prophylaktische Therapie mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol (3 x wöchentlich) die Kolonisationsrate signifikant gesenkt hatte [9]. Verschiedene Aspekte zur Besiedlung im HNO- Bereich müssen in Betracht gezogen werden: 1. Was ist der first hit: Kolonisation oder Nasenbeteiligung und Kolonisation als Folge der aktiven Vaskulitis? 2. Welche lokalen Veränderungen führen zur Kolonisation? CONFERENCES 54 th ERA-EDTA Congress 33
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