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CONNEXI 2018-3 NEUROLOGIE

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NEUROLOGIE HEUTE CONFERENCES beobachten war. Die Beeinflussung der zentralen Mikrogliaaktivierung und Neurodegeneration erfolgt möglicherweise über kurzkettige Fettsäuren als bakterielle Metabolite. Meilenstein Frühdiagnose an der Haut Deutsche Neurowissenschaftler um Dr. Kathrin Doppler und Professor Claudia Sommer aus Würzburg sowie Professor Wolfgang Oertel aus Marburg haben 2017 eine für die Parkinson-Forschung wegweisende Arbeit publiziert: Sie konnten bei Risikopatienten mit der REM-Schlafverhaltensstörung den Biomarker Alpha-Synuklein in der Haut identifizieren und damit Parkinson nachweisen, Jahre bevor die Erkrankung sichtbar ausbricht. In Anbetracht des einfachen Zugangs zu Hautbiopsien und der hohen Spezifität der Untersuchung sehen die Autoren in der Methode einiges Potenzial, um Parkinson-Patienten im prodromalen Stadium der Erkrankung zu identifizieren und für klinische Studien zum Test von krankheitsmodifizierenden Medikamenten zu gewinnen. Fachpressekonferenz 22. 9.2017 „Die Parkinson-Krankheit verstehen – und stoppen: Aktuelle Fortschritte“, Literatur und Kontakt: Prof. Dr. med. Jens Volkmann, Volkmann_J@ukw.de Management des Schlaganfalls im Licht neuer Studienergebnisse „Die Zahl der Patienten, die nach einem Schlaganfall für eine Thrombektomie in Frage kommen, ist deutlich größer als bisher angenommen“, so eine der Erkenntnisse aus aktuellen Studien, die Professor Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vorstellte. 2017 wurde eine Reihe dieser Studien auf internationalen Kongressen vorgestellt, die praktische Konsequenzen für das Management des Schlaganfalls haben. Die meisten Ergebnisse sind bisher nicht publiziert. Zeitfenster für die mechanische Thrombektomie ist größer als acht Stunden Der Nutzen der mechanischen Thrombektomie im Zeitraum von höchstens sechs bis acht Stunden nach Symptombeginn ist bereits durch sieben randomisierte Studien belegt. Ob die Thrombektomie auch danach, in einem Zeitfenster zwischen sechs und 24 Stunden nach Beginn der klinischen Symptomatik oder bei unbekanntem Zeitfenster wirksam ist, hat die DAWN-Studie (Clinical Mismatch in the Triage of Wake Up and Late Presenting Strokes Undergoing Neurointervention With Trevo) untersucht. Die Studie, ursprünglich mit 500 Teilnehmern geplant, wurde wegen eindeutig positiver Ergebnisse nach 206 Patienten abgebrochen. Die Patienten wurden im Median 13 Stunden nachdem sie zuletzt gesund gesehen worden waren, behandelt. Die Rekanalisierungsrate, gemessen mit dem TICIIb, betrug 84 %. Einen Wert auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS) von 0–2 erreichten 48,6 % der Patienten in der Thrombektomiegruppe und 13,1 % in der konservativ behandelten Gruppe. 10

NEUROLOGIE HEUTE Dies entspricht einer absoluten Differenz von 35,5 % und einer relativen Risikoreduktion von 73 %. Die Blutungsraten waren gering und wie die Sterblichkeit mit 18 % in beiden Therapiegruppen identisch. Die Zahl der notwendigen Behandlungen (number needed to treat, NNT), um einen guten funktionellen Outcome zu erreichen, wurde mit 2,8 berechnet. Die DAWN-Studie hat damit ein für die Schlaganfalltherapie erstaunlich positives Ergebnis, dass die Zahl der Patienten, die für eine Thrombektomie in Frage kommen, deutlich zunehmen lassen wird. Therapieerfolg altersunabhängig Die Metaanalyse der VISTA-Endovascular Collaboration zeigte, dass der Therapieerfolg der Thrombektomie weitgehend unabhängig vom Alter der Patienten und der Schwere des Schlaganfalls ist. Dies galt auch, wenn die älteren negativen Studien in die Analyse einbezogen wurden. Die HERMES Collaboration hat die Daten der fünf randomisierten Thrombektomiestudien MR CLEAN, ESCAPE, REVASCAT, SWIFT PRIME und EXTEND IA zusammengefasst. Sie belegt, dass die Thrombektomie auch bei größeren Infarkten, zumindest bis etwa 70 ml Infarktgröße, einen positiven Behandlungseffekt hat. Allerdings wurden in der Mehrzahl der Thrombektomiestudien Patienten mit ausgedehnten Infarktfrühzeichen von vornherein ausgeschlossen, weshalb mit den verfügbaren Daten keine endgültig verlässlichen Aussagen zum Effekt der Thrombektomie bei bereits großem Infarkt möglich sind. Katheter und Sedierung sind individuell wählbar Die französische ASTER-Studie hat einen Aspirationskatheter mit einem Stent-Retriever bei der Thrombektomie verglichen. Sie zeigt, dass sowohl Aspirationskatheter wie auch Stent-Retriever eine hohe Rekanalisierungsrate erreichen. Das gibt interventionellen Neuroradiologen die Freiheit, jeweils den Kathetertyp zu wählen, der für einen individuellen Patienten geeignet ist. Ob die Thrombektomie in Vollnarkose oder in Sedierung vorgenommen werden sollte, untersuchten zwei randomisierte Studien: die schwedische AnStroke-Studie und die dänische GOLIATH-Studie. Beide fanden keinen Unterschied im Outcome zwischen Allgemeinnarkose und Sedierung. Damit stehen jetzt die Ergebnisse von drei randomisierten Studien (inklusive der SIESTA-Studie aus Heidelberg) im eindeutigen Widerspruch zu den Post-hoc-Analysen der randomisierten Studien. In den nicht randomisierten Daten war der Outcome bei Patienten, die in Allgemeinnarkose behandelt wurden, schlechter. Die Ergebnisse zeigen erneut, dass die Entscheidung für oder gegen bestimmte therapeutische Optionen nicht von nachträglichen Datenanalysen, sondern von den Ergebnissen randomisierter Studien abhängig gemacht werden sollte. Die praktische Konsequenz wird sein, dass die Wahl des Vorgehens sich nach lokalen Standards und dem klinischen Zustand des Patienten richten wird, wobei CONFERENCES 11

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