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CONNEXI 2018-3 NEUROLOGIE

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PSYCHIATRIE IM 21.

PSYCHIATRIE IM 21. JAHRHUNDERT Forschungsförderung essenziell für die Verbesserung der Versorgung CONFERENCES Vom 8. bis 12. Oktober 2017 fand in Berlin der Weltkongress der Psychiatrie zum zweiten Mal in Deutschland statt. Die World Psychiatric Association (WPA) hatte gemeinsam mit der DGPPN Psychiater, Psychotherapeuten, die psychiatrische Pflege und Gesundheitsfachberufe eingeladen, um über die aktuellen Entwicklungen in der Forschung und Versorgung zu diskutieren. Neben internationalen Topforschern waren auch Betroffene und Angehörige aktiv an der Programmgestaltung beteiligt. Das wissenschaftliche Kongressprogramm bot rund 10.000 Teilnehmern mit über 900 Einzelveranstaltungen einen umfassenden Überblick: Zu den thematischen Schwerpunkten gehörten u. a. die Komorbidität von psychischen und körperlichen Erkrankungen sowie die Prävention und Gesundheitsförderung. 62

PSYCHIATRIE IM 21. JAHRHUNDERT Prof. Dr. Arno Deister Knapp 17,8 Millionen Erwachsene erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer psychischen Störung. In seinem Statement „Mehr Engagement für Menschen mit psychischen Erkrankungen“ verwies Prof. Dr. Arno Deister, Präsident der DGPPN, Chefarzt am Zentrum für Psychosoziale Medizin am Klinikum Itzehoe auf die enorme Bedeutung von Depressionen, Angststörungen, Demenzen und anderen psychischen Störungen für die Gesellschaft. Sie sind nicht nur einschneidend für das Leben der Betroffenen und deren Angehörigen, sie verursachen darüber hinaus mehr als 44 Milliarden Euro direkte Kosten. Die gesamten inkl. indirekt entstehender Kosten liegen sogar bei mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr. Das psychiatrisch-psychotherapeutische Hilfeund Versorgungssystem in Deutschland stehe deshalb vor großen Herausforderungen, „auf welche wir zukunftsfähige Antworten finden müssen. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben spezielle Bedürfnisse. Wir brauchen deshalb ein Hilfe- und Versorgungssystem, das umfassend danach ausgerichtet ist“, forderte Deister. Das gelte auch ganz besonders in Bezug auf die Teilhabe in der Gesellschaft und im Arbeitsleben, wo Betroffene noch immer auf viel zu viele Hindernisse und Hürden stoßen. Zwar haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Behandlung in der letzten Zeit verbessert. Viele Fragen blieben aber noch offen. „Gerade im Bereich der ambulanten Versorgung werden die Fächer der „sprechenden Medizin“ noch massiv vernachlässigt. Damit Menschen mit psychischen Erkrankungen in Zukunft die Hilfen erhalten, die sie so dringend benötigen, müssen Politik und Gesellschaft jetzt Farbe bekennen und ihr Engagement für die psychische Gesundheit vorantreiben. „Wir brauchen ein Hilfeund Versorgungssystem, das umfassend nach den speziellen Bedürfnissen unserer Patienten ausgerichtet ist.“ Die DGPPN fordert deshalb nachdrücklich, •• Die Forschung langfristig und strukturell zu fördern. •• Psychischen Erkrankungen nachhaltig vorzubeugen. Die Wirksamkeit präventiver Interventionen bei psychischen Erkrankungen ist wissenschaftlich belegt – sie können die Neuerkrankungsraten bei Depressionen um bis zu 50 % reduzieren. •• Menschen mit psychischen Erkrankungen bedürfnisgerecht zu versorgen. Patienten leiden unter langen Wartezeiten auf einen passenden Behandlungsplatz, die pauschale Vergütung für die ambulant tätigen Psychiater erlaubt kaum Zeit für therapeutische Gespräche, und die morbiditätsunabhängige Bedarfsplanung verschärft bestehende Versorgungsungerechtigkeiten. CONFERENCES 63

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