MEDIZINISCHES CANNABIS GEGEN CHRONISCHE SCHMERZEN Drei von Frau Dr. Hain-Heise präsentierte Kasuistiken beschreiben die Verläufe, nachdem sich die Patienten für den Einsatz von Cannabis entschieden haben. Sie berichtete über einen 88-jährigen multimorbiden Patienten, der unter Polymedikation u. a. mit Antidepressiva, NSAR und Opioiden stand. Nach Umstellung auf eine Cannabis-Therapie (dreimonatige Behandlung mit Cannabis [Extrakt] und/ oder Cannabisblüten mittels Vaporisation** als bewährte Applikationsform von medizinischem Cannabis) berichtete er eine deutliche Reduktion der Schmerzen, eine erheblich verbesserte Schlafqualität und Reintegration in das Alltagsleben. Kurz nach Beginn der Therapie konnten bisherige Medikamente – bis auf die medikamentöse Therapie des Diabetes und des M. Parkinson – abgesetzt werden. Ein weiterer von Frau Dr. Hain-Heise vorgestellter Fall betrifft einen 24-jährigen Patienten, der seit seiner Kindheit unter starken Kopfschmerzen litt, die ihn stark einschränkten. Ferner litt der Patient an Asthma und ADHS. Mit Umstellung der Therapie auf medizinisches Cannabis hatte der Patient keine Schmerzattacken oder Asthmaanfälle mehr. Die Schlafqualität hat sich deutlich verbessert. Auch ist der Patient seither in einem emotional ausgeglichenen und entspannten Zustand mit positiven Effekten auf die ADHS-Symptomatik und entsprechend verbesserter Lebensqualität. es ist eine wertvolle neue Möglichkeit, breit wirksam, hat geringe Nebenwirkungsgefahren und ist kosteneffektiv. Patienten können eine Schmerzlinderung ohne Suchtentwicklung erfahren , und ohne dabei eine Euphorie zu erleben. Um die positiven therapeutischen Effekte, die in der Praxis beobachtet werden, auf eine breite und valide Basis nach den Standards der evidenzbasierten Medizin stellen zu können, sind mehr wissenschaftliche Forschung und vor allem klinische Studien unverzichtbar. Um den nach wie vor geringen Informationsstand zu den therapeutischen Optionen zu verbessern, ist kontinuierliche Wissensvermittlung für Behandler und öffentliche Aufklärungsarbeit erforderlich: Ein verbesserter Informationsstand werde dazu führen, dass auch die Ärzte hierzulande im Umgang mit der Cannabis - Therapie sicherer werden und diese mehr Pa tienten zugänglich gemacht werden kann, so das Resümee der Münchner Schmerztherapeutin. Bericht: Elke Klug, Redaktion EDUCATION Fazit Die Therapie mit Cannabis-Präparaten hat in der Schmerztherapie ein großes Potenzial und kann bestehende Therapiekonzepte sinnvoll ergänzen – ** Das Cannabis wird bis zu einer Temperatur erhitzt, bei der die Cannabinoide und weitere Pflanzeninhaltsstoffe verdampft werden, ohne dabei verbrannt zu werden. Referenzen: 1. Piper B J et al. J Psychopharmacol.31(5): 569−575 (2017) doi: 10.1177/0269881117699616. Epub 2017 Apr 4. 2. Boehnke K F, Litinas, E & Clauw, D J. The Journal of Pain 17(6): 739−744 (2016). Quelle: Symposium „Cannabis-Therapiemanagement 2.0“ im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses 2018 am 19.10.2018 in Mannheim. Mit freundlicher Unterstützung der Spektrum Cannabis GmbH. 36
THE STORY BEHIND® Schmerzempfinden – Heiß und Eis Michael Kaplan, Edinburgh In jeder Kultur kommt dem Schmerz eine wichtige Rolle zu. Im Volk der Ewe in Dahomey sagt man „Erst kommt das Süße, dann der Schmerz“. In Tibet besteht man darauf, dass der Schmerz die Quelle der Kraft sei. Und sogar Bob Dylan schreibt „hinter allem Schönen liegt eine Art von Schmerz verborgen“. Ganz offensichtlich ist dieses Thema universell interessant. Vielleicht liegt das einfach daran, dass wir alle den Schmerz auf die gleiche Art wahrnehmen, während sich unsere Vorlieben enorm unterscheiden – manche Menschen betrachten Nacktschnecken als Delikatesse, andere bevorzugen Gänsestopfleber und einige die Augäpfel von Kamelen. Aber wenn wir uns heftig den Zeh stoßen oder mit dem Hammer unseren Daumen statt den Nagel zu treffen, sind die unangenehmen Empfindungen bei uns allen gleich. Erst der Schreck, dann eine Welle heißer, pochender Schmerzen, die uns Übelkeit verursachen und dazu führen, dass wir heftige Bewegungen machen (und eventuell auch schrecklich fluchen), bis der Schmerz nachlässt. Den Schmerz als „heiß“ zu bezeichnen ist eine weit verbreitete Metapher. Wir sprechen von „brennenden Schmerzen“ und assoziieren das mit der Wärme und der Schwellung bei Entzündungsreaktionen. Einige chronische Schmerzsyndrome wie die Fibromyalgie sind mit einem Gefühl ständiger Überhitzung verbunden. Die Linderung des Schmerzes assoziieren wir also ganz folgerichtig mit einer willkommenen Senkung der Temperatur, wie eine frische Brise an einem drückend heißen Tag. Wir sprechen davon, dass sich der Schmerz „abgekühlt“ hat, und es ist kein Zufall, dass viele schmerzlindernde Maßnahmen eine kühlende Komponente haben – vom Eisbeutel bis zur Einreibung mit Menthol. Es gibt sogar Studien, in denen allein die Senkung der Raumtemperatur zu einer Verminderung des Schmerzempfindens führte, und zwar sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Was geht dabei vor sich? Ist die Verbindung zwischen Hitze und Schmerz, zwischen Kühlung und Linderung nur eine gedankliche Verbindung – eine kulturell geprägte Idee? Oder liegt ein definierter Mechanismus zugrunde? Wenn ja, ist dieser: a) elektromagnetisch b) hydraulisch oder c) chemisch? Senden Sie uns Ihre Antwort über unsere Website Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir ein connexi-Abonnement 2019. EDUCATION 37
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